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Auf dem Weg zum Nordkap

Nachdem wir Euch im letzten Norwegen-Blogpost bis zur wunderschönen Atlantikstraße mitgenommen Haben, geht es heute weiter in Richtung Norden mit dem Ziel Nordkap.

Zunächst aber bleiben wir ein paar Nächte in Trondheim. Norwegen ist groß und hat nur wenige Städte, also genießen wir es, mal wieder im Hotel zu übernachten und ein bisschen Kultur zu sehen zu bekommen.

Malerisches Trondheim

Trondheim ist ein hübsches kleines Städtchen. Die größte Sehenswürdigkeit stellen vermutlich die alten Lagerhäuser am Kanal dar. Sie stehen auf langen Holzstelzen, die aus dem Waser ragen. Bei genauerem Hinsehen sind viele dieser Holzbalken schon ganz schön morsch. Aber es ist auch nicht zu übersehen, dass viele Häuser schon restauriert wurden, sie beherbergen Wohnungen, Galerien und Cafés. Gerade in der Abendsonne bilden sie eine beeindruckende Mischung aus Tradition und Moderne. Sehr sehenswert.

Traditionelle Lagerhäuser in Trondheim

Auch der Nidarosdom ist einen Abstecher wert. Ein uraltes Gemäuer mit patinagrünem Kupferdach, von einem fast ebenso alten Friedhof umgeben. Besonders bekannt ist der Dom für seine Orgelkonzerte, aber auch die Fassade ist interessant. Wir hätten stundenlang davorstehen können, um die Steinfiguren und Gargoyles zu betrachten. Auf der Vorderseite des Doms sind etwas über fünfzig Steinstatuen angebracht, die Geschichten aus dem Alten Testament darstellen. Warum zwei davon mit Kränzen geschmückt sind, konnten wir allerdings nicht herausfinden.

Besonders bekannt und in allen Reiseführern als „must see“ dargestellt ist die „Gamle bybroen“, die alte Stadtbrücke, welche die Zentrumshalbinsel mit dem Stadtteil Bakklandet verbindet. Bei unserem Aufenthalt in Trondheim war die Brücke leider wegen Renovierung eingerüstet. Wir konnten trotzdem darüber laufen und uns Bakklandet anschauen. Kopfsteinpflaster, viele kleine Holzhäuser, Cafés und Galerien machen das Viertel spannend für Besucher. Viele Bänke, gerade auch am Kanal, laden zum Verweilen und Genießen ein.

Eine besonders skurrile Einrichtung der Trondheimer möchte ich Euch nicht vorenthalten: der Sykkelheis in Bakklandet. Hierbei handelt es sich um einen Fahrradlift, der Radfahrer die anfänglich starke Steigung zur Festung hinaufschiebt. Man stellt einfach seinen rechten Fuß auf den Lift, dieser drückt dann von unten, während das Fahrrad sich auf dem Weg nach oben bewegt. Leider war der Lift außer Betrieb, als wir dort waren. Immerhin konnten wir die Talstation anschauen. Eine schöne Idee, um die Trondheimer zur Nutzung von Fahrrädern zu motivieren – und kostenfrei.

Sykkelheis. Der Trondheimer Fahrradlift

Wenn ich auf die norwegischen Städte zurückblicke, fallen mir immer zwei Adjektive ein: Eindrucksvoll. Und teuer. Eindrucksvoll auf die gute Art: nicht mit viel Geld etwas Beeindruckendes geschaffen, sondern Traditionelles mit viel Liebe zum Detail in die Moderne gebracht. Und teuer, weil das Preisniveau in Norwegen einfach deutlich höher ist als wir es gewohnt sind. Und die Übernachtungen im Hotel bedeuten natürlich auch, dass wir keine Küche zur Verfügung haben und entsprechend oft auswärts essen. Eine einfache Pizza schlägt mit 18 Euro ganz schön zu Buche. Falls Du zum Thema „Übernachten auf Reisen“ weiterlesen möchtest, empfehle ich Dir unseren Artikel „Wo schlafe ich, wenn ich auf Weltreise bin“.

Elche im Vorbeiflitzen

Wir verlassen Trondheim und bewegen uns weiter nach Norden, Richtung Nordkap. In der Folgenacht bleiben wir auf dem Holmset Campingplatz. Dieser ist ein Musterbeispiel dafür, wie Zeltreisende eben nicht in die letzte Ecke gedrängt werden, sondern – im Gegenteil – ihren eigenen Bereich bekommen. Der ganze Campingplatz ist groß, schön, sauber und etwas oberhalb des Flusses gelegen. Man kann Hütten mieten oder sein Wohnmobil irgendwo parken. Nur mit dem Zelt darf man auf die Wiese direkt unten am Fluss Öysterelva. Es gibt Strom, Hängematten und kleine Hütten mit Wärmelampen direkt am Wasser. Einen so liebevoll ausgestatteten Campingplatz haben wir lange nicht gesehen. Und wir kriegen auch gleich einen Tipp, wo wir Glück haben könnten, Elche zu sehen.

Und so fahren wir bei Dämmerung mit den Motorrädern los und suchen Elche. Wir fahren in die angegebene Richtung, biegen nach genau 6 Kilometern auf eine Seitenstraße ab und beginnen, Ausschau zu halten. Nix, keine Elche. Nirgendwo. Irgendwann haben wir unsere lauten Motorräder in Verdacht, die Tiere zu verscheuchen, also halten wir an und machen uns zu Fuß auf. Und tatsächlich, hinter einer Kurve stürmt ein junger Elch auf den Weg, schaut uns entsetzt an und ist genau so schnell verschwunden, wie er kam. Gefühlt war es nur eine Sekunde. Wir haben genau so einen Riesenschrecken bekommen, obwohl wir ja auf der Suche waren.

Dies ist tatsächlich unsere einzige Begegnung mit einem Elch in über sechs Wochen Skandinavien. So oft wir auch abends zu Fuß auf kleinen Waldwegen unterwegs sind, wir haben keine Elche wiedergesehen. Nur Rentiere, aber das ist eine andere Geschichte.

Regenbogen nahe Vik

Unsere Tagesroutine mit Cappuccino und Blick aufs Meer

Ein Vorteil unseres Lebensstils ist es, unsere Tage so zu verbringen, wie wir es uns vorstellen. Wir stellen fast nie den Wecker, fahren überschaubar lange Strecken (selten mehr als 250 Kilometer pro Tag) und machen Pause, wann und wo es uns gefällt. Und das warme Wetter, das wir bislang in Norwegen hatten, macht es uns einfach. Die Norweger sind gut auf Tourismus eingestellt und haben eine Vielzahl an Bänken und Picknickmöglichkeiten geschaffen. Viele Picknickplätze befinden sich an landschaftlich attraktiven Orten: neben Brücken mit Ausblick auf den Fluss oder das Meer, an Seen oder in malerischen Ortschaften. Und immer gibt es Bänke, Tische, Mülleimer und saubere Toilettenhäuschen. Da wir im Jahr 2020, dem ersten Coronajahr reisen, sind auch wenig Menschen unterwegs und wir finden immer einen freien Platz.

Bei diesen Pausen haben wir fast immer eine Brotzeit dabei. Wir kaufen im Supermarkt ein: Brot, Brunost (norwegischer Karamellkäse) für Daniela, Kaviarcreme für Wolfgang. Dazu Tomaten, Äpfel, Trauben oder was immer uns gerade im Supermarkt angelacht hat. Norwegen ist zwar teuer, aber lieber gute Zutaten für die Brotzeit als irgendwo teure Pizza oder Burger.

Was sich als wirklich gute Idee herausgestellt hat, ist die Nutzung einer Kaffeeflatrate. Im Norwegischen heißt das „kaffeeavtale“ und wird von mehreren Tankstellenketten angeboten: Es funktioniert so: Wir kaufen für ca. 25 Euro einen Becher bei der Kette Circle K, dieser bekommt einen Aufkleber (für 2020) und eine grüne Banderole – und jetzt können wir das ganze Jahr über an allen Circle K-Tankstellen leckeren Cappuccino auffüllen. Wir machen das mehrmals am Tag (auch weil wir uns einen Becher teilen) und haben daher den „break even“ schnell erreicht (also den Punkt, ab dem sich die Anfangsinvestition lohnt). Ein einzelner Cappuccino würde knapp vier Euro kosten. Wir sehen viele Menschen mit Banderolen-Bechern und vermuten, dass sich die Aktion für die Tankstellen vor allem deswegen rechnet, weil es die Kunden an genau die Tankstelle bindet, bei der sie ihre Flatrate haben.

Nebenbei hat Circle K immer Bänke vor der Tür und leckere Daim-Brötchen im Angebot.

Mittagspause am Fjord

Die unglaubliche Gastfreundschaft der Norweger

Es wird kalt und der Wetterbericht kündigt ein paar Tage Dauerregen an, also beschließen wir, uns für ein paar Tage eine feste Unterkunft zu mieten. Über airbnb.com werden wir schnell fündig. Ein kleines Häuschen mit Meerblick auf einer etwas abgelegenen Halbinsel. Genau das richtige für ein paar Tage Rückzug. Und wie richtig die Entscheidung war, zeigt sich in den folgenden Tagen: Wir haben acht Grad und Regen. Wir verbringen die Tage mit Lesen, Webseiten-Aktualisierungen und Spaziergängen in der Dämmerung. Wir haben die Idee, Elche zu beobachten, noch nicht aufgegeben.

Und an einem Morgen wachen wir auf und es ist wirklich kalt. Auch drinnen. Wir haben einen Stromausfall, und da wir nur über die Klimaanlage heizen, frieren wir. Zunächst finden wir das gar nicht schlimm: heißer Kaffee zum Frühstück wärmt erstmal, später verziehen wir uns mit den Schlafsäcken aufs Sofa und lesen. Wir rechnen damit, dass die Norweger den Schaden schnell beheben werden. Nach ein paar kühlen Stunden werden wir aber langsam nervös. Genau dann klopft es an der Tür: unser Vermieter, der nebenan wohnt, schaut vorbei, um uns auf den neuesten Stand zu bringen. Als er uns mit den vielen Decken sieht, verschwindet er gleich wieder und bringt uns einen riesigen Sack mit Feuerholz. Er füllt den Ofen, zündet das Holz an und bald lodert das Feuer. Uns wird wohlig warm. Uns wird erklärt, dass die Norweger den Fehler bei der Stromversorgung nicht finden können, aber Notstromaggregate aufstellen, so dass die Region bald wieder versorgt sein sollte. Und tatsächlich geht das Licht am Spätnachmittag wieder an. Wir heizen aber noch ein bisschen weiter mit dem Kamin, einfach, weil es schön ist.

Unser Vermieter hat uns nicht nur mit Feuerholz versorgt, sondern auch als „Wiedergutmachung“ eine Flasche Rotwein gebracht. Das wäre natürlich nicht nötig gewesen, wir genießen den Luxus aber schon. Und als wir berichten, dass wir Elche sehen wollen, aber bislang kein Glück hatten, stellt er uns ein Auto vor die Tür, in dem der Schlüssel steckt. Falls wir loswollen, um Elche zu sehen, und bei dem Regen nicht auf die Motorräder wollen.

Wir sind entzückt. Was für eine Gastfreundschaft. Norwegen muss man einfach lieben.

Regen in Sömna

Fähren bis zum Abwinken

Es geht weiter Richtung Norden. Wir folgen weitgehend der Küstenstraße Fv17. In Norwegen ist auf den Landstraßen Tempo 80 angesagt, was wir weitgehend einhalten. Wir passen uns dem langsamen Tempo der Einheimischen an, cruisen um die Kurven und genießen es, dass wir die meiste Zeit Blick aufs Wasser haben. Entweder auf das Nordmeer oder auf diverse Fjorde. Es zeigt sich auch wieder: Mit Zeit reist es sich entspannter. Bislang mussten wir in Norwegen keine Abfahrtszeiten der Fähren im Vorfeld wissen: wir sind einfach angekommen, haben evtl. ein bisschen gewartet und sind draufgefahren. Uns ist aber klar, dass es weiter im Norden und später in der Saison noch anders werden wird.

Uns gefallen die Überfahrten per Fähre meist gut. Bei den kleineren Fähren haben wir oft einen schönen Blick aufs Wasser und genießen diese Perspektive sehr. Bei den größeren Fähren stehen wir aber auch oft hinter dem verschlossenen Bug und schauen die ganze Zeit auf weiß lackiertes Metall. Eher langweilig, wenn man nicht das Glück hat, vom Einweiser auf die obere Ebene dirigiert zu werden. Dort macht die Fahrt weder Spaß, unten ist sie eher lästig und zeitraubend. An manchen Tagen haben wir drei Überfahrten, das ist der Preis dafür, die Küstenstraße zu nutzen.

Apropos Preis: wir wissen manchmal gar nicht, was die Fähre genau kostet, denn vor kurzem wurden viele Fähren in Norwegen auf ein neues Bezahlsystem umgestellt: die Kennzeichen werden erfasst und die Rechnung kommt irgendwann per Post nach Deutschland.

Auf der Fähre

Zum Abschluss noch eine Beobachtung, die wir gerade regelmäßig machen dürfen: in Norwegen gibt es wenig Kriminalität, und die Norweger gehen davon aus, dass sich jeder korrekt verhält: auf Parkplätzen interessiert sich niemand dafür, ob wir wirklich ein Ticket gekauft haben. Gepäck auf Fahrrädern ist praktisch nie abgeschlossen. Der Shop auf der Fähre präsentiert seine Ware offen und bittet am Ende um Kartenzahlung, ohne dass irgendwer das kontrolliert. Ein guter Grund, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen und Norwegen noch toller zu finden.

Self-Service-Shop auf der Fähre

So, genug für heute. Seid gespannt, wie es weitergeht auf dem Weg Richtung Lofoten und Nordkap.

Und wenn Ihr für heute noch nicht genug habt, stöbert in unserer Bildergalerie Norwegen.

Der Beitrag Auf dem Weg zum Nordkap erschien zuerst auf discovering the world.



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Auf dem Weg zum Nordkap

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