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Tausend Tage ON THE ROAD

Als wir unser Sabbatical planten, haben wir auf den Smartphones eine kleine App installiert: einen Timer, der die Tage bis zum Losfahren herunter zählte.
Er stand bei über 1000 Tagen, eine Ewigkeit.
Nach dem Start am 24. März 2019 haben wir den Timer so abgeändert, dass er die Dauer unserer Reise anzeigt. Genau dies steht auch auf unserer Homepage.
Und heute zeigt er an, dass wir seit genau 1000 Tagen unterwegs sind.
Eine gute Gelegenheit, diese Zeit Revue passieren zu lassen.

Wie alles begann

Als wir losfuhren, hatten wir keine Ahnung, was uns erwartet. Wir wussten nicht einmal, wie lange wir unterwegs sein würden. Mein Sabbatical damals gab mir 18 Monate Zeit und wir sind davon ausgegangen, dass wir wahrscheinlich eineinhalb Jahre nach dem Start wieder in München arbeiten würden.

Der erste Teil unserer Reise führte uns auf dem Landweg in die Mongolei. Wir durchquerten spannende Länder wie Georgien, Tadschikistan und Kirgistan. Immer wieder haben wir tolle und hilfsbereite Menschen und geniale Landschaften kennengelernt. Glücklich, aber erschöpft in Ulan Bator angekommen, mussten wir zwei Dinge feststellen:

  1. Der Reisevirus hat uns voll im Griff.
  2. Unsere Art zu reisen ist anstrengend.

Mehr Pausen

Wir ziehen die Konsequenzen: Anstatt die Motorräder nach Südamerika zu verschiffen und hinterherzufliegen, machen wir Pause. Die BMWs werden auf LKWs verladen und nach Deutschland transportiert. Wir fliegen auf die Philippinen. Strandurlaub ist angesagt.
In dieser geruhsamen Zeit auf den Philippinen treffen wir zwei Entscheidungen. Die erste ist, dass auch ich meinen Job kündige. Wir wollen noch so viel von der Welt sehen und brauchen dafür Zeit. Die zweite Entscheidung betrifft unsere Reiseroute: Wir verschieben die Südamerikapläne um ein paar Monate und beschließen, erst einmal entspannt durch Europa zu fahren. Keine Exotik, eher Bekanntes, Freunde und Familie besuchen. Die Akkus wieder so weit aufladen, dass wir erneut Lust auf Fremde und Abenteuer haben.
Gesagt, getan. Wir motten die BMWs ein und legen uns zwei Honda Africa Twins mit komfortablem Doppelkupplungsgetriebe zu. Für die gut ausgebauten Straßen in Europa machen ein paar PS mehr einfach mehr Spaß. Wir starten in Spanien und sind ein paar Wochen lang sehr relaxt und glücklich unterwegs.

Reisen in Coronazeiten

Was dann kommt, weiß jeder: Ein unbekanntes Virus taucht in China auf und verbreitet sich schnell weltweit. Die ersten Wochen der Coronapandemie sitzen wir im spanischen Malaga in einem schönen AirBnB aus und hoffen, dass wir bald weiterreisen können. Aber es wird schlimmer. Spanien schließt irgendwann alle Hotels und Campingplätze, und obwohl wir mit unserer Unterkunft in einer Grauzone sind, beschließen wir den Rückzug. In einer Nacht- und Nebelaktion reisen wir zurück nach Erding und quartieren uns – mal wieder – bei Katja im Gästezimmer ein.
So hatten wir uns unsere Weltreise nicht vorgestellt. Andererseits war am Anfang der Pandemie die Unsicherheit groß und wir waren froh, nicht im fernen Südamerika festzustecken.

Irgendwann war klar, dass wir im Herbst 2020 nicht nach Südamerika reisen können, weltweit sind die meisten Grenzen geschlossen. Und nur zaghaft wird es möglich, innerhalb von Europa zu reisen.
Wir nutzen die wenigen Möglichkeiten: fahren sechs Wochen lang durch das bezaubernde Norwegen und landen später in Griechenland. Überwintern ist angesagt. Aufgrund meiner Sprunggelenksfraktur bleiben wir länger als geplant, träumen aber noch immer von Südamerika. Wir beobachten die Situation aufmerksam und freuen uns, dass Chile beim Umgang mit der Pandemie und der Impfquote deutlich professioneller ist als manch ein europäisches Land.

Südamerika ruft

Im Spätsommer ist absehbar, dass eine Einreise nach Chile bald möglich wird. Wir schicken unsere Motorräder auf große Reise – und endlich dürfen auch wir einen Flug buchen. Mitte Oktober sind wir in Chile und starten unsere Reise gen Süden. Mein Traumziel Feuerland scheint endlich greifbar.

Chile gehört zu den schönsten Ländern, die wir bislang bereisen durften: Schneebedeckte Anden, Vulkane, türkisfarbene Gletscherflüsse – demnächst werden wir auch noch Pinguine sehen. Was will man mehr?
Wir lassen uns viel Zeit und merken trotzdem, dass wir nicht glücklich sind. Und es ist gar nicht so einfach, herauszufinden, warum das so ist. Wir leben unseren Traum, sind glücklich miteinander, haben objektiv keinerlei Sorgen, aber trotzdem scheint uns unser Leben gerade nicht zu erfüllen.

Zum Glück reden wir viel, irgendwann kristallisiert es sich heraus:
Uns macht Schotter überhaupt keinen Spaß und wir beide wünschen uns mittlerweile ein Setting mit mehr Heimatgefühl. Die Vorstellung, noch Monate oder Jahre über die Schotterpisten Südamerika zu hoppeln, so wie wir es geplant hatten, stresst uns beide.
Vielleicht ist dieses Leben eher etwas für die jüngere Generation, die Schotterstraßen liebt und auf Campingplätzen die Gesellschaft der anderen genießt. Wir freuen uns über Asphalt (hier gerade Mangelware), Cappuccino und gute Hotel-WLANs.

Wie es weitergeht

Wieder einmal ist eine Entscheidung fällig. Und als wir sie gefällt haben, geht es uns beiden besser.
Wir werden die letzten 250 Kilometer nach Punta Arenas fahren, im Januar unsere lang geplante Schiffstour zum Pinguin-Gucken machen, über Argentinien (und Ushuaia) zurück nach Santiago de Chile fahren und dann Südamerika verlassen. Wahrscheinlich mit unseren Motorrädern.
In Europa werden wir dann ein paar Lebensstile ausprobieren: Mal wieder mehrere Monate am Stück in einer Unterkunft leben (vielleicht Irland, vielleicht Norwegen). Leben in einem Campervan austesten (vielleicht in Australien). Mal wieder ein bisschen mehr von unseren persönlichen Dingen um uns haben. Neue Hobbys entwickeln, die nicht (oder zumindest weniger) vom Platz auf dem Motorrad abhängen. Und wieder ein bisschen das Gefühl von Sesshaftigkeit erleben, selbst wenn wir noch keine Vorstellung haben, wo genau das sein soll.
Wir werden weiterhin Motorrad fahren, bestimmt auch ein paar geführte Touren in entferntere Länder buchen, aber das overlanding per Motorrad liegt erst mal auf Eis.

Die letzten 1000 Tage waren schön und spannend, die Nächsten werden es ebenfalls, aber anders.

Ihr dürft gespannt sein.

Wir sind es auch.

1000 Tage discovering the world

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