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Auf der Carretera Austral durch den Norden Patagoniens

Wir blicken missmutig aus dem Fenster, es regnet Bindfäden. Hilft aber nichts, wir zwängen uns in unsere Regenkombis und verlassen Chiloé bei 8 Grad und Regenschauern.
Normalerweise passen wir unsere Fahrtage dem Wetterbericht an: ist Niederschlag angesagt, verlängern wir unseren Aufenthalt. Da wir meist nicht länger als ein bis zwei Tage im Voraus planen, klappt das in der Regel gut.
Nicht so im Augenblick in Chile.
Da die Grenzen nach Argentinien pandemiebedingt geschlossen sind, rollt der komplette Verkehr nach Süden auf derselben Straße, der Carretera Austral. Und diese ist eher schmal, oft geschottert und einige Strecken werden nur per Fähre abgedeckt.
Wir planen im Augenblick also weit im Voraus, um rechtzeitig Fährtickets buchen zu können. Gerade auf der Strecke zwischen Caleta Yungay und Puerto Natales fährt das Schiff nur einmal pro Woche, am Samstag, und an unserem anvisierten Lieblingssamstag fällt die Fahrt auch noch aus.
So startet also unser Abenteuer Carretera Austral: auf die Fähre von Chiloé zum Festland, quer durch Puerto Montt bis nach Hornopiren, wo am nächsten Morgen die erste Fähre ablegt.

Am Anfang der Carretera Austral

Vier Jahreszeiten an einem Tag

Schon auf der Fähre zum Festland ziehen wir unsere Regenkombis aus, die Sonne scheint. Auf dem Weg nach Puerto Montt ist es so warm, dass wir stoppen und die Lüftungsschlitze unserer Motorradkombis öffnen. Hinter Puerto Montt, also am Anfang der Carretera Austral, werden wir fast von der Straße geweht, so stark sind die Böen. Und kurz vor Hornopiren regnet es wieder so sehr, dass wir überlegen, noch für die letzten Kilometer die Regenkombis überzuziehen.
Für Patagonien gilt, was uns Martin schon über Schottland erzählt hat: Gefällt dir das Wetter nicht, warte 15 Minuten.

Zum Glück ist diese Brücke mittlerweile für den Verkehr gesperrt.

Auf der Fähre

Wie schon öfter geschrieben: Ich liebe Fähren. Wir nehmen sogar Umwege in Kauf, um Teilstrecken unseres Weges per Schiff zurücklegen zu können. 2011 sind wir mit der Fähre nach Island gereist, und auch auf unserem Weg in die Mongolei waren Fährstrecken dabei, u.a. Odessa – Istanbul sowie Baku (Aserbaidschan) – Aktau (Kasachstan).
Die kurzen Fährabschnitte ab Hornopiren sind ungewöhnlich angeordnet: drei Stunden Fähre, eine Stunde Schotterstraße, dann auf die nächste Fähre für eine kurze 45-Minuten-Fahrt. Und dann sind wir mitten in Patagonien.

Durch die Fenster der Fähre

Hinreißendes Patagonien

Der chilenische Teil Patagoniens ist gerade mal 100 Kilometer breit und liegt eingezwängt zwischen dem Südpazifik und den Anden. Es gibt nur eine Nord-Süd-Straße, die Carretera Austral. Von dieser 1200-Kilometer langen Straße zweigen nur noch Schotterpisten ab, die Carretera selbst ist zu ca. zwei Dritteln asphaltiert.
Auf den asphaltierten Strecken fahren wir entspannt, wir haben Zeit und Muße, die Landschaft zu bewundern: Wir betrachten die schneebedeckten Fünftausender auf der einen und die türkisblauen Flüsse auf der anderen Seite. Die Orte, die wir durchfahren, sind klein und liegen weit auseinander. Zum ersten Mal seit langem müssen wir unsere Tankstopps planen.

Und wieder Schotter und Berge

In Puerto Puyuhuapi

Der Ort mit dem lustigen Namen hat drei deutsche Gründer, so dass es zu einem reizvollen Kontrast kommt: Der Name Puerto Puyuhuapi kommt von den Mapuche und bezieht sich auf die puyes, eine lokale Fischsorte. Auf der anderen Seite heißt die Brücke im Ort „Puente Walter Hopperdietzel“. Die deutsche Familie Hopperdietzel betrieb lange Jahre die lokale Teppichmanufaktur, stieg später aber aufs Bierbrauen um.
Wir sitzen im Café, testen das durchaus wohlschmeckende Hopperdietzel-Bier, im Hintergrund läuft das Radio. Und dann kommt es zu einem dieser Reisemomente, die so ausgedacht klingen, aber doch häufiger vorkommen. Das Lied kommt uns bekannt vor:
Da, da, da, ich lieb dich nicht, du liebst mich nicht. Aha.
Da, da, da, ich lieb dich nicht, du liebst mich nicht. Aha.
Wer erinnert sich nicht an eines der bekanntesten Lieder der neuen deutschen Welle in den 1980er Jahren? Ich zumindest erinnere mich gut. Die Band Trio kam aus Großenkneten, gerade mal 20 Kilometer von meinem Heimatort entfernt.
Und genau dieses Lied hören wir jetzt. Hier. In Chile. In einem Ort mit 800 Einwohnern, über 13.000 Kilometer von Großenkneten entfernt.
Die Welt ist klein. Und wir lächeln.

In Puyuhuapi brauen die Deutschstämmigen Bier

Die seltsame Öffnungspolitik chilenischer Nationalparks

Wir haben für mehrere Tage ein Hostal in Puyuhuapi gebucht, weil Regen angesagt ist. Zuvor wollen wir aber noch im Nationalpark Queulat ein bisschen wandern und den hängenden Gletscher, den ventisquero colgante, besuchen.
Die Theorie: Wir kommen mittags am Hostal an, lassen Gepäck und Kombis dort und fahren die letzten Kilometer in wandergeeigneten Turnschuhen. Die Sonne scheint, der Plan scheint aufzugehen. Bis wir um drei Uhr nachmittags vor verschlossenen Türen stehen.
Immerhin steht ein Ranger am Tor, der uns aufklärt: Der Park schließt täglich um 14:30 Uhr, selbst zum See kommen wir nicht mehr. Und überhaupt, ohne Onlineanmeldung könnte er uns ohnehin nicht hineinlassen. Internetempfang Fehlanzeige. Wir müssen also an einem anderen Tag wiederkommen.
Wir sind perplex. Zugegeben, wir hatten schon einige verschlossene Nationalparktore auf unserem Weg gesehen. Meist im Vorbeifahren, da hat es uns nicht gestört, weil wir ja ohnehin nicht rein wollten.
Wir fahren zurück zum Hostal. Für Samstag und Sonntag ist Dauerregen angesagt, wir rufen aber schon mal die Onlineseite zur Registrierung für Montag vormittag auf. Auf dem Weg gen Süden können wir es ja noch mal versuchen. Mit den schweren Motorradkombis laufen wir halt nicht die lange Strecke zum Aussichtspunkt, sondern nur die kurze zum See. Aber Pustekuchen. Montags ist der Nationalpark geschlossen. Und länger wollen wir im eher langweiligen Puyuhuapi auch nicht bleiben. Also fahren wir, ohne den ventisquero colgante gesehen zu haben. Schade.

Die Carretera Austral hat wirklich schöne Schilder.

Dafür steht uns der schönste See der Welt noch bevor, der Lago General Carrera.
Davon berichte ich beim nächsten Mal.

Mehr Fotos findest du – wie immer – in unserer kontinuierlich wachsenden Bildergalerie Chile.

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