Irgendwann in den nächsten Wochen steht er bei jedem deutschen Gashaushalt vor der Tür. |
Ist das zu schaffen? Neben all den anderen Verpflichtungen? Den Strategierunden, der Planung des Klimawandels, der Einhaltung des Zwei-Cent-Ziels und den Auftritten im Fernsehen? Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, als einer von insgesamt vier Bundesministern nebenbei auch noch zuständig für die Klimakatastrophe, ist sich sicher, dass er das wuppen kann. Der Weg scheint auch alternativlos, seit Russland die von der EU verhängten härtesten Sanktionen aller Zeiten mit einem „perfiden Spiel“ (Habeck) zu einer "wirtschaftskriegerischen Auseinandersetzung“ (Habeck) gemacht hat, die von Seiten des friedliebenden Westens nie gewollt gewesen war, hätte man das nur früher gewusst oder wenigstens ahnen können.
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Die Waffe des Gasliefertstopps
Putins miese Strategie, seine Geiseln nicht zu erschießen, sondern ihnen die Waffe eines Gasliefertsopps an den Kopf zu halten, mal näher, mal von weiter weg, verlangt nach einer klaren und harten Reaktion. Deutschland könnte seine Kernkraftwerke weiterlaufen lassen, es könnte wieder selbst mehr Erdgas fördern, es könnte seine ausgemusterten Kohlemeiler wieder ans Netz nehmen und die auf lange Sicht geplante komplette Elektrifizierung des ganzen Landes mit Hilfe der "Fossilen" (Ricarda Lang) so sehr beschleunigen, dass das letzte Häppchen bisschen Russengas schleunigst obsolet Wird.
Es steht ihm natürlich aber auch frei, zu sparen, bis es quietscht. Und dort herauszupressen, was im Winter gebraucht werden wird, wo kaum etwas zu holen ist.
Eine Rechnung ohne Wirt
Der Wirtschaftsminister weiß das natürlich. Wo kaum etwas verbraucht wird, lässt sich schwer etwas sparen für schlechte Zeiten. Die Aufforderung, es dennoch zu tun, gleicht dem Tipp an einen Geringverdiener, doch regelmäßig 15 Prozent seines Einkommens für später zurückzulegen. Verbunden mit der Drohung, wenn er das nicht freiwillig tue, werde es zur gesetzlichen Auflage.
Bewaffnet mit Gewindeschneidkluppe
Robert Habeck plant deshalb eine große Bundesheizungsinventur (BHI). Vor jeder Tür im Land wird er in den kommenden Wochen stehen, bewaffnet mit Zangenschlüssel und Rohrzange, Armaturen-Zange, Kreuzschlüssel, Stufenschlüssel, Rohrabschneider, Entgrater, Biegegerät, Schraubenzieher und Schraubenschlüssel, Wasserpumpenzange, Kettenrohrklemme, Gewindeschneidkluppe, Nass-Kern-Bohrmaschine und Kohlenmonoxid-Sniffer. Ziel der Bundesinitiative Heizungstest ist die Optimierung von Millionen Gasheizungen binnen weniger Wochen. Energetisch angespitzt, sollen sie die nötige Sparkraft liefern, um Deutschland warm zu halten, kombiniert mit einer Kürzung der Fördersummen für ökologisch wertvolle Wärmepumpen.
Das ist noch versucht worden, doch diesmal muss es: Der verbindliche "Heizungs-Check", bei dem Habeck landauf, landab vorbeikommt, um nach dem Rechten zu sehen, geht sogar weiter als die von ausgebildeten Monteuren bisher durchgeführten jährlichen Besichtigungen, bei denen Druck, Temperatur und Leistung der Anlage überprüft wurden. Hohe Preise mögen hier und da erzieherisch genug wirken, um Menschen zu Hygieneverzicht und Sarrazin-Pullover zu motivieren. Doch Vertrauen ist gut, Kontrolle aber besser.
Robert Habeck wird Hand anlegen, um Millionen Systeme noch vor dem Beginn der sozial kalten Jahreszeit weltklima- und gaskrisengerecht für den ersten Winterohnegas zu optimieren. Neben einem routinemäßigen Luftablassen aus zum Teil schon viele Jahre alten Rohren kommt in schweren Fällen auch Austausch älterer Baugruppen bis hin zu ganzen Durchlauferhitzern infrage. Schnell muss es zudem gehen: Um bis zum Beginn der Heizungsperiode durch zu sein, bleiben nur 90 Tage. An jedem einzelnen muss der Minister deshalb mehr als 300.000 Heizungen testen und auf Vordermann bringen
Eine nationale Kraftanstrengung
Ganz allein wird Habeck aber nicht sein. Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima ist in erste Vorgespräche involviert, er soll die rund 65.000 Fachkräfte, die in der Branche bereits im vergangenen Jahr fehlten, umgehend mobilisieren und auf die Straßen bringen. Auch die Hersteller von modernen Gassparthermen, Wärmerückgewinnungfolien und Temperaturminderungsmuffen müssen ihren Teil leisten und das Land mit Ersatzteilen fluten.