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Warum nur die Rezession uns retten kann

Das künftige Klingelschild der einstigen Wohlstandsoase.

Eins 'rauf mit Mappe, die es nun auch schon nicht Mehr geschenkt gibt. Geld ist genug da, nur nicht dort, wo es demnächst gebraucht wird. Aber der Finanzminister ist optimistisch: Schon im September kommt die Energiepauschale, für eine vierköpfige Familie "bis zu 1.000Euro", für eine neunköpfige entsprechend mehr. Mancher wird allein davon leben können, zumindest bis die Rechnung kommt, denn dass die Zusatzeinnahme, gezahlt aus den Zusatzeinnahmen des Staates, die sich schon allein bis März nur bei Umsatzsteuer auf acht Milliarden Euro beliefen, versteuert werden muss, ist nur gerecht: Die, die nichts haben, erhalten so automatisch mehr als die, die das Geld gar nicht gebrauchen können, weil sie mehr als genug verdienen, um die paar drei-, vier- oder fünftausend Euro im Jahr lächelnd zahlen zu können.

Die schärfste Waffe gegen den Untergang

Dann geht es eben einmal weniger zum Shoppen, einmal weniger in den Fernurlaub, nicht mehr ins Restaurant und nicht mehr ins Kino. Im Supermarkt wird gekauft, was nötig ist, nicht mehr, worauf man Appetit hat. Die Kneiper können ihr Vier-Euro-50-Bier allein austrinken, die Elektronikhändler, Manufactum-Spezialisten und Großversender die Lieferketten gerissen lassen. Ein Lockdown der anderen Art, in dem sich das Leben freiwillig ins Häusliche zurückzieht: ARD und ZDF sind sowieso bezahlt, das Netflix-Abo läuft noch eine Weile und Hausmusik lässt sich auf alten Instrumenten machen, wenn sie gründlich abgestaubt werden und für fünf Euro ein paar billige neue Saiten bekommen.

Wie eine gigantische Heckwelle verspricht die Sparsamkeit von Millionen Deutschland und Europa aus den Klauen der Putinflation zu reißen, die von der EZB mit jahrzehntelang offenen Geldschleusen vorbereitet wurde. Wo nicht mehr konsumiert wird, endet die Marktmacht von Herstellern und Verkäufern. Wo niemand mehr Anschaffungen tätigt, steht alles Geld für den Erhalt der grundlegenden Lebensfunktionen zur Verfügung. Der Wohlstand ist zwar auch ein bisschen weg, all die Wannenbäder und Freizeittripps, die neuen E-Bikes und teuren Partys.

Kalte Wohnungen machen schlank

Aber das Gute daran aber ist, dass der Wohlstandsbauch gesamtgesellschaftlich dick genug ist, um ein Leben ähnlich dem weiterzuführen, das die Älteren noch für normal hielten. Hohe Gaspreise sind eine Chance, kalte Wohnungen verdreifachen nicht mehr das Risiko, chronisch zu erkranken. Sie sind sogar gesünder und sie machen schlank.

Was muss, das muss, und wenn es nicht anders geht, dann eben so. In der Pandemie gestählt, bereitet sich der deutsche Schlafwandler auf die kommende Herausforderung vor. Was die EZB nicht kann, weil sie eine Niedrigzinsbank ist, deren Abweichen vom Pfad des billigen Geldes die fragile Statik der gesamten Euro-Gemeinschaft binnen Tagen zum Zusammenbruch bringen könnte, muss der frühere Verbraucher ran: Kauft er nichts mehr, muss nichts mehr hergestellt werden, Arbeitsplätze gehen verloren, doch wer nichts kauft, braucht auch kein Geld. Für das Klima ist das außerdem ein Segen.

Und eine Medizin für durch Jahre der Globalisierung die überhitzten Märkte, auf denen EU-Europa formell stets Verkäufer war, wenn dieser Ruf auch nur von acht der 27 Mitgliedsstaaten erschaffen und aufrechterhalten wurde. Den Löwenanteil am Ressourcenverbrauch hatte Deutschland, das sich seinen langjährigen Ruf als "Exportweltmeister" mit Automobilen mit Verbrennungsmotoren erarbeitet hatte. Der frühere US-Präsident Donald Trump, ein Irrender auf vielen Ebenen von Nato-Zwei-Prozent-Ziel bis Nord Stream 2, beklagte das immer wieder laut, nun aber hat Deutschland zugehört: Zuletzt rutschte die Außenhandelsbilanz zum ersten Mal seit 31 Jahren ins Negative.

Es fließt nun also Geld aus Deutschland ab, von dem aber genug da ist, wie die SPD-Vorsitzende Saskia Esken zuletzt noch einmal nachgerechnet hat. Das gilt es nun, klug einzusetzen, um wenigstens noch über den Winter zu kommen. Spätestens im nächsten Frühjahr wird dann die normative Kraft des Faktischen wirken. Die Millionen und Abermillionen Bürgerinnen und Bürger, die mit ihrer klimagerechten Konsumzurückhaltung eine Rezession ausgelöst haben werden, können dann mit dem Blick auf sinkende Inflationsraten sagen, sie seien es am Ende gewesen, die der inflationären Bedrohung mit einer kollektiv bewirkten Rezession die Zähne ausgerissen und die Tür in ein neues Morgen geöffnet haben.



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