Get Even More Visitors To Your Blog, Upgrade To A Business Listing >>

Was wir über den Absturz der Antonow wissen - und was wir nie erfahren werden


Schneller ist vermutlich noch niemals ein Flugzeugabsturz eines Riesenfliegers abgehandelt worden, der beinahe zwölf Tonnen Munition geladen hatte. Doch so geschah es: Kaum war die Antonow An-12 der ukrainischen Fluggesellschaft Meridian Air Cargo von Serbien über die Türkei Richtung Jordanien fliegend über dem quasi am Wegesrand liegenden Griechenland zu Boden gegangen, knatterten die Schlagzeilen herein. 

Von "toxischem Gut" (Spiegel) an Bord war wolkig die Rede, der Flieger sei "in Flammen aufgegangen" (n-tv) und ein Video zeigte sogar "den Feuerball" (Bild), Was wir über den Absturz wissen, war anschließend klar. Er war passiert. Acht Tote. Nichts gefährlicheres an Bord als "Munition für Mörsergranaten" (Spiegel) oder "Waffen und Minen" (n-tv). Gehen Sie weiter. Hier gibt es nichts zu sehen.

Am Anfang noch Berichte

Unmittelbar nach der Klarstellung, Dass etwas passiert war,  aber eigentlich nichts Aufregendes, endete die Berichterstattung. Dass ukrainische Frachtflieger Sprengstoff aus dem mit Russland sympathisierenden Serbien ins Klimakrisenland Bangladesh bringen, ist Luftfahrtalltag. Dass ab und an ein Flugzeug vom Himmel fällt, kommt vor. Dass danach nicht mehr über den Unfall berichtet wird, eher weniger.

Hier ist es so gekommen. Nach der ersten Meldungswelle endete die Benachrichtigung des deutschen Publikums abrupt. Es reichte gerade noch dazu, mitzuteilen, dass die Behörden versuchen, sich mit "einer Drohne ein Bild von der Lage zu machen, denn es kann nicht ausgeschlossen werden, dass giftige Dämpfe von der Absturzstelle aufsteigen" (Bild) und "Sprengstoff- und Militärexperten" demnächst mit der Untersuchung der Unglücksstelle beginnen würden (NDR).  Auch vier Tage später ist es dabei geblieben. 

Zu viel anderes in Deutschland

Zu viel Hitze in Deutschland, zu wenig Gas oder doch genug, zu viel Klima und zu wenig Zeit für Details über die kleinen Katastrophen am Rande der europäischen Welt. Die Griechenland-Korrespondenten von ARD, ZDF, FAZ, SZ und Spiegel sind im wohlverdienten Sommerurlaub. BBC, CNN und die großen Nachrichtenagenturen sind anderweitig beschäftigt. Kein Grund zur Beunruhigung.

Was in Paleochori Kavala geschehen ist, lässt sich allerdings in griechischen Quellen nachlesen. Dort wird der Bürgermeister von Pangai mit dem fast schon scholzschen Satz zitiert, dass "kein gefährliches Material identifiziert wurde, das uns beunruhigt" und nun die Special Response Company for Nuclear-Biological-Chemical Defense vor Ort sei, um die Lage zu klären. Zudem seien Teams des Bataillons Landminenräumung dabei, die Munition zu lokalisieren, die weit um das Wrack herumliege.

Verbotene Sperrzone 

Vorerst bleibt ein behördliches Verbot des Fahrzeug- und Fußgängerverkehrs in den ländlichen Gebieten von Antiphilippi und Paleochori deshalb bestehen, aber technischen Team der örtlichen Versorger seien schon unterwegs, um die seit dem Absturz unterbrochene Stromversorgungfür die Siedlungen Antiphilippi, Hortokopi und Paleochori wiederherzustellen, weil die inzwischen auch die Wasserversorgung bedroht. Leider, so der Bürgermeister, sei es "sehr schwierig, sich dem Flugzeug zu nähern, da das Stromnetz genau dort zerstört worden sei, wo das Flugzeugwrack liege, umgeben von Umgeben von jener geheimnisvollen "Munition für Mörsergranaten" des "Spiegel" und/oder den  "Waffen und Minen" von n-tv.

Bei der Untersuchung einer weißen Substanz unbekannter Herkunft rings um die Wrackteile zeigten  Messgeräte nichts Besorgniserregendes an. Dennoch stehe die Möglichkeit im Raum, die Siedlung Antiphilippi zu evakuieren, um die Ermittlungen ohne Unterbrechung durchzuführen und die Gesundheit der Bürger zu schützen. Nach Berichten eines Reporters riecht es in der gesamten Unfallgegend seltsam und die Anwohner wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben, Türen und Fenstern geschlossen zu halten und ihre Klimaanlagen auszuschalten, damit möglicherweise gefährliche Stoffe nicht hereingelangen.

Waffenschmuggel durch die EU

Nach Recherchen der griechischen  Zeitung Ekathimerini  steht der Todesflug wahrscheinlich in Verbindung mit dem serbischen Geschäftsmann Slobodan Tesic, den die USA des Waffenschmuggels beschuldigen. Die Fluggesellschaft Meridian Air Cargo habe den Transport im Auftrag des serbischen Unternehmens Valir durchgeführt, das erst mit einem Anfangskapital von 0,85 Eurocent gegründet worden war und 2020 bereits einen Umsatz von 55 Millionen Euro erzielte. Die gefährliche Fracht an Bord meldete Meridian Air den zuständigen griechischen Behörden angeblich nicht. Warum auch: An der angeblichen Adresse des Firmensitzes in Kiew finde sich nur ein Nagelpflegegeschäft.



This post first appeared on PPQ, please read the originial post: here

Share the post

Was wir über den Absturz der Antonow wissen - und was wir nie erfahren werden

×

Subscribe to Ppq

Get updates delivered right to your inbox!

Thank you for your subscription

×