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Unter Frauen...

Vielleicht war das Leben mit Lina auch Einfach so aufreibend für mich, weil ich ein richtiges WG-Chaos nie kennengelernt und Jakob mich zuvor doch sehr verwöhnt hatte. Aber wenn er, ohne es mit mir abzusprechen, einfach jemand weiteren in unseren Haushalt einschleusen konnte, konnte ich das auch. Deswegen bekam ich vier Tage später zufällig Besuch von meiner Freundin Hella, die endlich sehen wollte, wie ich in Hamburg lebte. Nachdem ich sie mittags mit Sack und Pack vom Bahnhof abgeholt hatte, führte ich sie durch die kleine Wohnung. Sie war begeistert von den hohen Decken und den großen Fenstern, als wir schließlich das Wohnzimmer erreichten.
„Hier verbringen wir immer lustige Abende mit..." Mein Blick fiel auf Jakobs CD-Regal. „Mein Gott."
„Ist dir gerade ein Blutgefäß geplatzt?"
„Sie hat seine CDs sortiert!", sagte ich ungläubig. Die circa vierhundert Hüllen standen feinsäuberlich nebeneinander im Regal. „Alphabetisch."„Wer?"
„Lina. Wieso ordnet sie seine CDs? Für sie sind das doch nur spiegelnde, runde Scheiben, die Geräusche von sich geben."
„Sie hat das bestimmt gut gemeint.", versuchte Hella mich zu beruhigen. Ich hatte ihr bis jetzt kaum von Jakobs Freundin erzählt, weswegen sie den Ernst der Lage nicht verstand.
„The Clash steht jetzt neben Coldplay. Sie kann das nicht gut gemeint haben. Nicht genug, dass er sein Drumset für ihren Kleiderschrank in den Keller verfrachten musste, im Bad alles voll von ihren Tiegeln steht und wir neuerdings gezwungen sind Cola-Light statt Becks zu trinken... Jetzt muss sie auch noch ihren krankhaften Ordnungswahn an der Musik auslassen."
„Es sind nur CDs.", sagte Hella und lies sich auf den Sitzkissen fallen.
„Oh, das war ein Fehler, Süße. Nur CDs? Natürlich, an Vinyl kommen sie nicht ran, aber..." Wie herrlich es war, endlich alles einfach rauslassen zu können, ohne irgendetwas bereuen zu müssen. Hella war die Art von Freundin, mit der man sich ordentlich fetzen konnte und man sich zehn Minuten später wieder in den Armen lag.
„Yasmin! Was zum Teufel regst du dich so auf?"
„Hab ich dir erzählt, dass ich meine Bilder im Flur wieder abhängen soll, weil sie dort lieber Hello Kitty Plakate hängen hätte?", rief ich und lief in die Küche, um uns Kaffee zu holen.
„Sie kann nicht so schlimm sein. Immerhin hat er was an ihr gefunden." Ich konnte jetzt schon kaum erwarten, dass Hella auf Lina traf.
„Möglicherweise ist das alles nur eine Wette... Natürlich!" Eigentlich glaubte ich meine Worte selbst nicht.
Hella nahm mir ihre Tasse ab, machte es sich im Schneidersitz gemütlich und sagte: „Mal ernsthaft. Irgendwas muss sie ja haben."
Ich knurrte. „Ein großes Vakuum im Kopf vielleicht."
Und so ließen wir uns wunderbar über Lina aus, bis sie uns plötzlich in technicolor gegenüberstand.
„Wo ist Jakob?", fragte sie mit ihrer seltsam quäkigen Stimme, die sie immer in meiner Gegenwart hochfuhr.
„Gute Frage. Es ist vier Uhr nachmittags... es besteht die Möglichkeit, dass er einfach noch arbeiten ist?!"
Hella lehnte sich noch weiter in den Kissen zurück und sah aus, als würde sie einen gefährlichen Nahkampf beobachten.
„Und wer ist das? Hast du Besuch vom Land bekommen? Wie süß. Endlich bekommt das Dorftrampel Unterstützung von einem Huhn ihrer Art.", lächelte Lina.
„Ignoriere sie einfach.", sagte ich zu Hella. „Das hat die Evolution auch schon getan."
Lina zog ihre Lippen nach vorne, schlug ihre langen Wimpern nach unten und verschwand in Jakobs Zimmer.
„Ok. Wir müssen in Zukunft ein wenig sanftmütiger mit ihr sein. Sie scheint ein sozialer Aussenseiter zu sein.", erkannte Hella.
Ich stand auf, lief zum CD-Regal und vertauschte einige Hüllen. „Ich kann es einfach nicht verstehen. Jakob ist doch nicht dumm. Und warum hat er nie ein Wörtchen über sie mir gegenüber verloren?"
„Für mich hat es sich immer so angehört als wärt ihr sowas wie Freunde."
„Eben." Ich seufzte. „Ich wollte ursprünglich nur Freundschaft. Aber jetzt wo sie da ist, merke ich, dass ich vielleicht mehr gewollt haben könnte." Mittlerweile musste ich mir eingestehen, dass in dem Hass seiner Freundin gegenüber zumindest ein Fünkchen Eifersucht lag.
„Yasmin, hör zu! Ich erkläre dir jetzt die Männer.", sagte Hella wichtig und setzte sich auf.
„Ich sollte mich lieber hinsetzen.", murmelte ich und plumpste wieder auf die Poster.
„Männer wollen keine Freundschaft. Es sei denn, du hättest den Schriftzug 'Freundschaft' auf dem Arsch tätowiert. Aber da du das nicht hast..."
Ich unterbrach sie. „Hey, woher willst du das wissen?!"

Tschüs dann,
Yasmin



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