Hallo Leute,
selbst diejenigen, die sich für die Börse nicht interessieren, werden sicherlich miterleben, dass die Aktienkurse seit der Finanzkrise permanent gestiegen sind. Mit anderen Worten, wir erleben derzeit einen mehrjärigen Bullenmarkt. Die Frage, auf die wir in diesem Beitrag eingehen werden, lautet: Lohnt sich der Einstieg jetzt noch, angesichts der neuen Höchststände? Insbesondere die Neueinsteiger werden sich diese Frage häufig stellen. Und die Antwort gibt es gleich vorweg: Ja, es lohnt sich! Es kommt lediglich darauf an, wie man jetzt noch einsteigt.

Langjährige Marktbetrachtung

Bevor ich darauf eingehe, wie man jetzt noch einsteigt, betrachten wir ein paar Charts zu den Kursentwicklungen. Dadurch wird das Ganze etwas verständlicher.

Schauen wir uns zunächst den Chart des S&P 500 an.

Hier sehen wir zwei Beispiele, wo die Einstiegspunkte wirklich ungünstig waren. Das eine Ereignis fand zu Beginn des Jahres 2000 statt, als die Internetblase platzte und das andere, noch weitaus gravierendere, war natürlich die Finanzkrise, welche gegen Ende 2007 begann. Wer da eingestiegen ist, der / die musste enorme Kursverluste hinnehmen.

Kommen wir nun zum DAX

Wie sie sehen können, gab es auch hier denkbar schlechte Zeitpunkte für den Einstieg in den Aktienmarkt. Im Grunde genommen ist es völlig egal, welchen Chart wir betrachten. Egal ob der DAX, der S&P500, der Dow Jones, der Nikkei – alle zeigen das gleiche Muster und es war unbedeutend, aus welchem Land die Aktien stammten.

Doch waren es wirklich schlechte Einstiegsmomente?

Ein Laie würde sagen “Ja”. Ein Investor würde “Nein” sagen! Warum? Ganz einfach: egal wie stark die Markteinbrüche waren, der Markt erholte sich danach immer und immer wieder. Auf kurze oder mittelfristige Sicht war es natürlich äußerst ungünstig, an den Hochpunkten einzusteigen. Doch aus langfristiger Sicht war es im Grunde genommen völlig egal, wo man eingestiegen ist! Denn langfristig gesehen, steigen die Märkte immer und werden es voraussichtlich weiterhin tun.

Schauen wir uns dazu den Langfristchart des S&P 500 an. Dazu habe ich nur ein paar der markanten Stellen markiert, wo es stärkere Markteinbrüche gab. Und so sehen wir, egal wie tief der Markt gefallen ist, er erholte sich wieder.

Einen weiteren Fakt kann ich Ihnen mit der untenstehenden Abbildung liefern. Es handelt sich um eine grafische Darstellung der DAX-Entwicklung, welche Deutsches Aktieninstitut veröffentlicht hat (das sogenannte Rendite-Dreieck). Anhand der Abbildung sieht man, wie viel man mit den Aktien heute verdient hätte, wenn man zu einem bestimmten Zeitpunkt in einen DAX-Titel eingestiegen wäre.

Wie Sie sehen, gibt es für Langfristdenker nicht wirklich einen sogenannten falschen Einstiegspunkt. Man kann nur günstige und weniger günstige Momente zum Aktien kaufen erwischen.

Aus diesem Grund ist es auch kein Wunder, wenn sogenannte Marktgurus “voraussagen”, dass der DAX die Marke von 20.000,- EUR knacken wird. Ja selbstverständlich wird er das!!!
Und das wird aus genau dem Grund passieren, den ich soeben genannt habe – langfristig gesehen steigen die Märkte. Daher lautet die Frage hier nicht, ob der DAX die 20.000er Marke erreicht, sondern wann er es tun wird.

Deswegen erübrigt sich auch die Frage, ob man nicht abwarten sollte und Aktien erst kaufen, bis es einen neuen Einbruch im Markt gibt. Dazu muss ich Sie fragen, wann soll der Markt denn einbrechen? Morgen? Das wäre natürlich gut für uns. Doch was ist, wenn er erst nächstes Jahr einbricht oder vielleicht erst in 5 Jahren? Das weiß niemand, denn niemand kann die Zukunft voraussehen.
Also wäre es doch schade, so lange darauf zu warten und auf Dividendenzahlungen zu verzichten, nicht wahr? Aus diesem Grund kann man auch am Hochpunkt einsteigen, mit dem Hintergedanken, dass man die Aktien nur lange genug halten muss.

Wie soll man nun am Hochpunkt investieren?

Nun, zunächst Sollten Sie vorzugsweise solche Aktien kaufen, die Ihnen eine Dividende einbringen. Dies ist natürlich kein Muss. Doch mit Dividenden im Rücken schläft es sich nachts viel ruhiger. Denn wenn die Märkte einbrechen, dann weiß man, dass man trotzdem eine Dividende erhält und diese kompensiert den Kursverlust wenigstens ein bisschen. Brechen die Märkte nun “endlich” ein, dann lohnt es sich in die Rücksetzer hineinzukaufen.
Kaufen Sie während der Höchststände daher nur kleine Positionen. Was ist nun klein oder wann fängt groß an? Das kann ich Ihnen leider nicht sagen, da ich nicht weiß wieviel Geld Sie zum Investieren zur Verfügung haben. Wenn ich Ihnen also sagen würde, Sie sollten regelmäßig nur 1% vom ursprünglichen Kapital investieren, dann macht es schon einen Unterschied, ob Sie 10.000,- EUR oder 100.000,- EUR zur Verfügung haben. Mit anderen Worten, die Definition des “Klein” liegt bei Ihnen.

Analyse des Unternehmens

Natürlich sollten Sie unbedingt nach fundamentalen Gesichtspunkten vorgehen und die von Ihnen favorisierten Unternehmen analysieren. Sie wissen nicht, wie Sie ein Unternehmen analysieren sollen, möchten Ihre Finanzen dennoch selber in die Hand nehmen?
In diesem Fall sollten Sie natürlich in gute Literatur investieren und auch an ein paar Seminaren / Webinaren teilnehmen. Beispielsweise könnten Sie mit dem Buch von  Benjamin Graham “Intelligent Investieren” beginnen. Dieses Buch ist der Klassiker schlechthin. Wer sich einen Investor nennt, es aber noch nie gelesen hat, dann ist es so, als würde sich jemand als religiös bezeichnen, aber noch nie eine Bibel oder einen Koran gelesen hat.

Möchten Sie lieber Aktien kaufen, die eher Kursgewinne versprechen?

Auch gut! Sie sollten nur bedenken, dass Sie hier keine Dividende erhalten und im Falle eines Einbruchs einen größeren temporären Verlust mental aushalten müssten.
Was also tun? In diesem Fall sollten Sie noch kleinere Stückzahlen kaufen, als im Falle der Dividenden-Titel. Hier lautet die Devise: Lieber 50 Mal kleinere Positionen nachkaufen als 5 Mal große Tranchen und dann nichts zum Nachkaufen übrig haben.

Hier sollten Sie natürlich auch solche Aktien kaufen, die solide sind. Mit Zockeraktien kommen Sie hier nicht weit. Beispielsweise ist Apple jahrelang solch ein solider Kandidat gewesen. Denn dieses Unternehmen hat trotz üppiger Gewinne (dem iPod, iPhone & Co. sei dank) jahrelang keine Dividenden gezahlt und man konnte hier nur von Kursgewinnen profitieren.
Amazon ist auch so ein Beispiel, dessen Gründer Jeff Bezos bis heute keinen einzigen Cent an die Aktionäre ausgeschüttet hat. Der Aktienkurs hat mittlerweile dreistellige Werte erreicht (Stand 2017). Auch hier handelt es sich um ein solides Unternehmen. Zumindest ist bei diesem Unternehmen die Wahrscheinlichkeit geringer, dass es pleitegeht als bei manch einem anderen. An dieser Stelle mache ich erneut ein bisschen Werbung und empfehle Ihnen das Buch von Peter Lynch “One up on Wall Street”.
Peter Lynch war ein erfolgreicher Investor, wenn es darum ging, Aktien ganz günstig einzukaufen und mit den Kursgewinnen Millionen zu verdienen. Er fing im Jahr 1977 bei dem damals “unbedeutenden” und weitgehend unbekannten Investmentfond “Magellan Fund” an, der “nur” ein paar Millionen Wert war. Als er im Jahr 1990 seinen Job als Fondmanager an den Nagel hängte, war Magellan Fund 14 Milliarden US-Dollar wert! Wie Sie sehen, ist Warren Buffett nicht der einzige, der etwas von Aktien versteht.

Zusammenfassung

• Es lohnt sich immer dann in Aktien einzusteigen, wenn die Märkte einbrechen. Doch dies ist nur der Idealmoment und leichter gesagt als getan.
• Auch in einem Bullenmarkt lohnt es sich durchaus zu investieren
• Die Voraussetzung ist jedoch, dass man nur kleine Stückzahlen kauft und schaut, wie sich der Markt entwickelt
• Steigen die Märkte weiter, dann sollten Sie weiter nur kleine Positionen nachkaufen
  Beginnen die Märkte zu fallen, sollten Sie ebenfalls nachkaufen und auch dieses Mal nur kleine Positionen.
• Sind die Märkte tief gefallen und ist zu erwarten, dass der Boden der Abwärtsbewegung erreicht ist, dann sollten Sie offensiv einsteigen. Kaufen Sie größere Positionen an Aktien, denn dieser Moment ist ein richtiger Geldsegen
  

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  Disclaimer
  Dieser Beitrag spiegelt nur meine Meinung wieder und er hat einen rein informativen Charakter. Er soll Sie zu keinen unüberlegten Handlungen animieren. Ich besitze von den in diesem Beitrag erwähnten Unternehmen keine Aktien und habe ich nicht vor, in den nächsten 30 Tagen Aktien von diesen Unternehmen zu kaufen. Ich erhalte von den von mir erwähnten Unternehmen keinerlei Vergütung dafür, dass ich sie in diesem Beitrag erwähnt habe.

Der Beitrag Soll ich jetzt noch Aktien kaufen? erschien zuerst auf Handelszeit.com.