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Mad Men: Warum ein Sexismusverbot in der Werbung richtig wäre

Justizminister Heiko Maas hat einen Gesetzesentwurf erarbeitet, nach dem sexistische Werbung verboten werden soll. Wir begrüßen diesen Vorschlag, da in der heutigen Werbung noch die Geschlechterrollenklischees von vor 50 Jahren propagiert werden. In vielen Bereichen der Gleichberechtigung hinkt Deutschland deswegen anderen europäischen Staaten hinterher. 

Frau als Hausfrau, Mutter und – ? 

Bundesjustizminister Heiko Maas will aus den sexuellen Übergriffen der letzten Silvesternacht in Köln Konsequenzen ziehen und sich für ein “moderneres Geschlechterbild” in Deutschland einsetzen. Deswegen hat er eine Gesetzesänderung entworfen, nach der geschlechterdiskriminierende Werbung verboten Werden soll. Dabei bezieht er sich anscheinend vor allem auf zu viel nackte Haut bei Frauen, die dadurch nur als Sexualobjekte wahrgenommen werden.

Wir begrüßen diesen Vorstoß von Heiko Maas, denn wenn man einmal konkret darauf achtet, ist fast jede Werbung sexistisch. Fangen wir mit den Rollenklischees von Frauen an: Neben der Frau als Sexualobjekt Sind auch andere Rollenklischees problematisch, nämlich die veralteten, die gesellschaftlichen Fortschritt aufhalten. So werden Frauen häufiger in Waschmittel- und Lebensmittelwerbungen gezeigt als Männer. Dadurch entsteht das Bild in den Köpfen der Gesellschaft, dass allein Frauen für häusliche Arbeiten wie den Einkauf verantwortlich sind. Das ist nicht nur diskriminierend gegenüber Frauen, die in die private Sphäre des Haushalts zurück befördert werden, sondern suggeriert auch eine Unfähigkeit von Männern, sich nicht selbstständig versorgen zu können. Denn wer kann schon von einem Mann erwarten, selbst seine Wäsche zu waschen?
Aber Frauen sind nicht nur Hausfrauen, natürlich sind sie, nur weil sie eine Gebärmutter besitzen, natürlich auch viel mütterlicher und fürsorglicher (/Ironie off). Deswegen werden sie auch bei Produkten für Säuglinge und Kinder gerne in den Mittelpunkt gerückt. Denn eine Frau, die sich nicht für Kinder entscheidet, wird in unserer Gesellschaft immer noch als minderwertig angesehen. Aber genau wie im vorherigen Beispiel kommen hier auch Männer schlechter weg.

Mann als unfähiger Vater, Karrieretyp und Abenteurer 

Denn ein Bild von Familien, das in Werbungen gerne gezeigt wird, ist neben der organisierten Mutter und Hausfrau der unfähige Vater. Männer
können keine Windeln wechseln oder sind bei der Vereinbarung von Beruf und Familienleben überfordert. Männern wird dadurch weniger zugetraut, als sie eigentlich können. Nach unserer Gesetzeslage sind Männer schon benachteiligt, wenn es nach einer Scheidung um das Sorgerecht für das Kind geht. Viele Männer wollen allerdings Zeit mit ihren Kindern verbringen und bestätigen das Klischee solcher Werbungen nicht, dass sie unverantwortlich sind.

Neben verzerrten Bildern wie dem unfähigen Vater spiegelt die Werbung aber auch manchmal realitätsnahe Begebenheiten wieder. Männer verdienen für dieselbe Arbeit mehr Geld als Frauen und darauf reagiert auch die Werbeindustrie, indem sie diese oft in Anzügen als erfolgreiche Karrieretypen dargestellt. So gibt es mehr Männer in Autowerbungen als Frauen, da man davon ausgeht, dass Männer sich eher teure Autos leisten können und nach den überholten Rollenklischees natürlich kompetenter in Dingen wie Technik sind.

Was man generell in Werbungen beobachten kann, ist, dass Männern positivere Stereotype zu Teil werden als Frauen. Männer sind die Abenteurer und aktiv, während Frauen nur schön, funktionell und passiv sein sollen. Was man bei Stereotypen begreifen muss, ist, dass sie nicht der Realität entsprechen, unterdrückte Gruppen diskriminieren und sich auch nur langsam verändern. Und nach einigen (Männern) soll das auch so bleiben. So kam von der FDP Gegenwind gegen Maas´ Gesetzesentwurf, der aber meiner Meinung nach nicht haltbar ist.

FDP für sexistische Werbungen 

FDP-Chef Christian Lindner hat Maas und seinen Vorschlag als spießig bezeichnet und sagt: “Heiko Maas geht den nächsten Schritt zum Nannystaat, der den Bürgern nichts zutraut und Verbraucher für unmündig hält”, so Lidner. “Seine Pläne zum Verbot von Nacktheit und sexualisierter Werbung sind an Spießigkeit kaum zu überbieten. Die Verhüllung von Frauen zur Bändigung von Männern zu fordern, das kannte man von radikalen islamischen Religionsführern, aber nicht vom deutschen Justizminister.”

Ich glaube nicht, dass Maas Frauen “bändigen” will. Im Gegenteil: Er will sie vor anderen Männern beschützen. Die Werbeindustrie wird hauptsächlich von Männern dominiert und diese produzieren ein Frauenbild, indem sie ihre eigenen Begehren auf Frauen projizieren, also wie sie Frauen selbst sehen wollen. Wenn sie jung sind, heißt das, dass sie das sexuelle Objekt sein müssen. Ab den Mitdreißigern werden sie dann zur Hausfrau und Mutter, die dem Mann den Rücken frei hält. Dass Lidner den Verbrauchen für mündig hält, kann man ebenfalls nicht genau belegen. Es gibt zahlreiche Studien, dass sich vor allem Kinder vom Fernsehen beeinflussen lassen. So besagt eine Untersuchung von Lyn Brown und Carol Gilligan, dass Mädchen beim Einzug in die Adoleszenz das Selbstvertrauen, das sie noch in der Kindheit hatten, verlieren. Schuld daran hätten die Medien, die von Mädchen Idealbilder schaffen würden, die hauptsächlich den Wert auf das Aussehen legen und auch die Identität darüber definieren. Also kann man manche Menschen in der Tat als “unmündig” bezeichnen.

Die Massenmedien sind zwar nicht alleine für die Geschlechtsrollenstereotype in unserer Gesellschaft verantwortlich, die Erziehung und das soziale Umfeld spielen auch eine Rolle, allerdings tragen sie eine gewisse Mitschuld, dass solche Klischees aufrechterhalten werden. Wenn man sich zum Beispiel Persil-Werbungen ansieht, kann man in den letzten Jahrzehnten nicht viele Veränderungen erkennen. Deswegen ist so wichtig, dass nicht einseitige Bilder von den Geschlechtern verbreitet werden, sondern subversive. Andere europäische Staaten, vor allem die skandinavischen, sind da in Sachen Gleichberechtigung schon weiter. Zum Beispiel in Schweden gibt es schon länger ein Verbot von Sexismus in Videospielen. Heiko Maas hat mit seinem Entwurf deswegen einen großen Schritt nach vorne gemacht, Deutschland in die Gegenwart zu holen.

Pinksticks Petitionen 

Aber Maas hat auch sein eigenes Image verbessert. Denn der Justizminister war in den letzten Jahren eher negativ aufgefallen, indem er den veralteten Vergewaltigungsparagrafen nicht an europäisches Recht anpassen will. 92 Prozent der Vergewaltigungen bleiben deswegen in Deutschland weiterhin nicht strafbar und somit legal. Mit diesem neuen Gesetzesentwurf zur Werbung hat er hinsichtlich seiner Einstellung gegenüber Frauenrechten also wieder einiges gut gemacht. Denn wenn Jungen in Werbungen von Kindheit an beigebracht wird, dass Frauen keine willigen, sexuellen Objekte sind, lernen sie auch, mit diesen respektvoller umzugehen.

Bei seinem Entwurf ließ sich Maas auch von der Aktivistengruppe Pinksticks beraten, die schon seit Längerem ein Sexismusverbot in Werbungen fordert. Die Organisation hat auch Petitionen gestartet, die ihr unterschreiben und unterstützen könnt. Aus einer davon ließt sich: “Aus dem Grundgesetz ergibt sich die Pflicht des Staates, die tatsächliche Gleichberechtigung von Männern und Frauen aktiv zu fördern. Geschlechtsdiskriminierende Werbung verfestigt bestehende Geschlechterstereotypen und steht damit diesem Ziel und anderswo erfolgreichen Bemühungen um Gleichberechtigung entgegen.” Amen.
Hier geht es zu den Petitionen: https://pinkstinks.de/unterschreiben/
https://weact.campact.de/petitions/heiko-maas-sexismus-in-der-werbung-verbieten

Quellen:
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-04/heiko-maas-geschlechterdiskriminierende-werbung-verbot-vorschlag
http://www.sueddeutsche.de/medien/werbung-fdp-chef-lindner-an-spiessigkeit-kaum-zu-ueberbieten-1.2945363

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