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Robert Palmer

Von wegen blasse Briten können keine schwarze Musik machen: Robert Palmer war der lebende Beweis, dass sie es sehr wohl konnten. Palmer, einer der größten Songwriter des Blues-Rock der Achtziger Jahre, gehört in die Rubrik „Gone To Soon“ – viel zu jung verstorben.

Zwar kommt Robert Palmer am 19. Januar 1949 in Batley in der Grafschaft Yorkshire in England zur Welt, doch weil sein Vater beim britischen Militär ist, zieht die Familie um und Klein-Robert wächst auf Malta auf. Als Kind wird er mit der Musik von Nat King Cole und Otis Redding konfrontiert, was ihn dazu bringt, selbst diverse Instrumente zu lernen, darunter Gitarre und Schlagzeug. Bereits im Alter von 15 Jahren tourt er mit seiner ersten Band, den Mandrakes, durch Skandinavien.

Mit 20 Jahren hängt er seinen Job als Grafikdesigner an den Nagel und zieht nach London, um bei der Jazz-Rock-Band The Alan Bown Set Sänger Jess Roden zu ersetzen. Hier fällt er der englischen Musikpresse erstmals auf – auch dank seines eleganten Kleidungsstils. Recht schnell zieht es Palmer aber dann schon weiter: Er heuert bei der avantgardistischeren Gruppe Dada an, was aber auch nur ein kurzes Gastspiel werden sollte. Langlebiger ist da sein nächstes Projekt: 1971 gründet er Vinegar Joe mit, mit denen er immerhin drei Blues-Rock-Alben aufnimmt.

Die Gruppe trennt sich 1974, Palmer bleibt dem Label Island Records daraufhin aber treu. Im selben Jahr veröffentlicht er dort auch sein Solo-Debütalbum „Sneakin‘ Sally Thru The Alley“. Die Platte floppt. Enttäuscht zieht Palmer nach New York, wo er den Nachfolger „Pressure Drop“ einspielt. Die Platte floppt ebenfalls. Eine Veränderung muss nun dringend her: Für das dritte Album „Some People Can Do What They Like“ (1976) wechselt der Brite daher die musikalische Richtung und mischt seinen Rock nun mit Reggae-Elementen. Das Konzept geht auf, das nächste Album „Double Fun“ (1978) läuft schon deutlich erfolgreicher.

Und weil sich Reggae unter der Sonne besser fühlen lässt, zieht Palmer auf die Bahamas. Genauer: nach Nassau. Hier entsteht sein erster größerer Hit: „Bad Case Of Loving You“ (1979). Für das dazugehörige Album „Secrets“ (1979) stellt er das erste Mal eine eigene Band zusammen. Die Single „Looking For Clues“ (aus dem Nachfolge-Album „Clues“, 1980) bringt ihm seinen ersten Hit in Deutschland und mit der Coverversion „Some Guys Have All The Luck“ festigt er seine Chartpräsenz in Europa. Palmer wäre aber nicht Palmer, wenn er sich auf seinen Lorbeeren ausruhen würde. Die Experimentierlust ist ungebrochen, mit dem Album „Pride“ wendet er sich erstmals dem Disco-Sound zu.

Nach dem 1983er Album „Pride“ gibt Palmer seine Solokarriere zeitweise auf – zugunsten seines Nebenprojekts Power Station. Mit dieser Supergruppe – bestehend aus den Duran-Duran-Mitgliedern John und Andy Taylor sowie Tony Thompson von Chic- landet er zwei größere Hits – „Some Like It Hot“ und „Get It On“. Eine größere Tour soll folgen, doch Palmer setzt der Sache schnell ein Ende, um sich wieder alleine durchzuschlagen. Und wie er das tut: Sein nächstes Album „Riptide“ (1985) beinhaltet Palmers größten Hit: „Addicted To Love“, das in den Vereinigten Staaten drei Wochen lang den Platz eins der Charts belegt und ihm eine Grammy-Nominierung einbringt. Das Video, in dem er von einer weiblichen Model-Band, die absichtlich unglaubwürdig ihre Instrumente bedient, begleitet wird, wird zu einem der ikonischen Musikclips Der Achtziger Jahre und löst eine ganze Menge feministischer Proteste aus. Palmer umgeben von leicht bekleideten Frauen – das wird in Folge zum Stilmittel für den Musiker. Der Sänger kommentiert das in einem Interview später so: „Ich will dem keine unangemessene Aufmerksamkeit zukommen lassen, weil es damals einfach nichts bedeutete. Es wurde einfach so ein ikonischer Stil.“ Fun fact: Ursprünglich hätten die hohen Passagen des Songs von Chaka Khan gesungen werden sollen, was aber durch Differenzen mit ihrer Plattenfirma nicht möglich wurde.  Mit „I Didn’t Mean to Turn You On“ (1986) findet sich auf dem Album eine zweite sehr erfolgreiche Single.

1987 zieht Palmer in die Schweiz, genauer: nach Lugano. Hier entsteht auch die Musik für den Film „Sweet Lies“ und das ein Jahr später erscheinende „Heavy Nova“. Auf dieser LP findet sich auch der Hit „Simply Irresistible“, der Palmer einen Grammy einbringt.

Die Neunziger Jahre beginnen eigentlich recht gut: 1990 kürt ihn der „Rolling Stone“ zum bestangezogenen Pop-Künstler. Die Neuinterpretation des Bob-Dylan-Songs „I’ll Be Your Baby“ Tonight“, die Palmer mit UB40 einspielt, wird zum Hit. Sein Lied „Life in Detail“ schafft es auf den Soundtrack des Erfolgsfilms „Pretty Woman“. Und im Frühjahr 1991 landet er mit einem Medley aus den Songs „Mercy Mercy Me“ und „I Want You“ von Marvin Gaye seinen letzten großen internationalen Hit.

Danach wird es langsam ruhiger um Palmer. Der macht das Beste aus der Sache und wendet sich wieder experimentelleren Arbeiten zu. Weil er sich sperrt, alte Hits auf seinen Konzerten zu spielen, verscherzt er es sich auch bewusst mit vielen alten Fans. Ihn schert es wenig. So veröffentlicht der Gute 1992 etwa „Ridin‘ High“, eine Compilation klassischer Tin-Pan-Alley- und Cabaret-Nummern. Auf den darauffolgenden Alben „Honey“ (1994) und „Woke Up Laughing“ (1998) frönt er schließlich seiner Vorliebe für Weltmusik. Werden diese beiden Werke von Kritikern noch gefeiert, erhält sein Adult-Contemporary-Pop-Album „Rhythm & Blues“ 1999 nur lauwarme Rezensionen. Ein Rückschlag, den Palmer 2001 mit einem Live-Album beantwortet.

Im Mai 2003 veröffentlicht Palmer sein letztes Album: „Drive“, eine Sammlung von Blues-Interpretationen, die von den Kritikern bejubelt wird. Es sollte sein letztes Hurra sein: Am 26. September des selben Jahres stirbt Robert Allen Palmer in einem Pariser Hotelzimmer überraschend an einem Herzinfarkt. Er wird nur 54 Jahre alt.

DISCOGRAPHY

1974: Sneakin‘ Sally Through The Ally

1975: Pressure Drop

1976: Some People Can Do What They Like

1978: Double Fun

1979: Secrets

1980: Clues

1982: Maybe It’s Live

1983: Pride

1985: Riptide

1988: Heavy Nova

1990: Don’t Explain

1992: Ridin‘ High

1994: Honey

1998: Woke Up Laughing

1999: Rhythm & Blues

2001: Live At The Apollo

2003: Drive



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