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Free State of Jones


Originaltitel: Free State of Jones
Land/Jahr: USA 2016
Dauer: 2016

Regie: Gary Ross
Cast: Matthew McConaughey (Newton Knight), Gugu Mbatha-Raw (Rachel), Mahershala Ali (Moses Washington), Keri Russell (Serena Knight), Christopher Berry (Jasper Collins), Sean Bridgers (Will Sumrall)

Links, Links, Links, Rechts, Links... Ein Regiment konföderierter Soldaten bewegt sich im Gleichschritt in der für die damaligen Zeit typischen linienförmigen Gefechtsformation auf einen Kamm zu. Angefeuert von ihren Befehlshabern marschiert das Regiment über die Leichen zahlreicher bereits gefallener Kameraden hinweg. Den Soldaten steht die Anspannung und die Angst deutlich ins Gesicht geschrieben. Am Kamm angekommen zerfetzt eine der ersten Kugeln dem Befehlshaber das Gesicht und die konföderierten Soldaten fallen unter dem Beschuss der Unionisten Artillerie wie Dominosteine während sie unentwegt weiter in ihrer Gefechtsformation marschieren...

Bereits in den ersten Minuten verdeutlicht Free State of Jones die Grausamkeit und Brutalität des amerikanischen Bürgerkriegs, der zwischen 1861 und 1865 zwischen den aus den Vereinigten Staaten von Amerika ausgetretenen Südstaaten und den in der Union verbliebenen Nordstaaten tobte und Dabei mehr als 600.000 Menschen das Leben kostete. Der auch als Sezessionskrieg bezeichnete Bürgerkrieg ist das blutigste Gemetzel, das die USA je erlebten und diesem ging eine tiefe wirtschaftliche, soziale und politische Spaltung zwischen den Nord- und Südstaaten voraus, die im Verlaufe der Jahre immer mehr an der Sklavereifrage zu Tage trat. 

Vor diesem Hintergrund erzählt Regisseur Gary Ross in Free State of Jones basierend auf wahren Ereignissen die Geschichte des amerikanischen Bürgerkriegshelden Newton Knight. Knight, ein Südstaatler und Farmer aus Jones County in Mississippi, kämpft mit einigen anderen Männern aus seiner Heimat im siebten Mississippi Infanterie Regiment auf Seite der Konföderierten. Als Sanitäter schleppt er dabei die Verwundeten vom Schlachtfeld in die hoffnungslos überfüllten Sanitätszelte in denen es nicht annähernd genügend Ärzte gibt um die immer weiter ansteigende Zahl von Verwundeten versorgen zu können. Blut und abgetrennte Gliedmaßen wohin man sieht. Ein schier unendliches Elend in dem Newton immer mehr der Kriegsmüdigkeit erliegt und beginnt die Sinnhaftigkeit des Krieges zu hinterfragen. 



"Free State of Jones" ist in vielerlei Hinsicht erfrischend anders als andere Bürgerkriegsfilme und funktioniert sogar als Antikriegsfilm ausgesprochen gut. Das liegt zum einen daran das der Film komplett auf jeglichen Pathos oder Patriotismus verzichtet den man sonst so gewohnt ist und zum anderen daran das die einzelnen Charaktere und hier allen voran Protagonist Newton Knight viele berechtigte Zweifel und Fragen hinsichtlich der Motivation in solch einem Krieg zu kämpfen aufwerfen. "Poor Man's fight and a rich man's war" wurde für viele der eingezogenen Soldaten vornehmlich aus den ärmeren Schichten zu einem Schlagwort für den Bürgerkrieg, der mit Fortdauer des Kampfes nicht mehr ihr Krieg war. Denn schließlich konnten sie sich selbst keine Sklaven leisten und warum sollten sie sich für den Reichtum anderer opfern? Gerade in der ersten Hälfte bietet "Free State of Jones" diesbezüglich immer wieder tolle Dialoge und Szenen, welche für eine glaubwürdige und nachvollziehbare Motivation der einzelnen Charaktere sorgen.

So denkt auch Newton Knight und das vom konföderierten Kongress verabschiedete "Twenty Negro Law", welches jeden der 20 oder mehr Sklaven besitzt vom Kriegsdienst frei stellt und damit in erster Linie wieder die Reichen begünstigt und vom Kampf entbindet, lässt die Unzufriedenheit unter den Soldaten weiter steigen. Die Anmerkung eines Kameraden er kämpfe nicht für Baumwolle, sondern für die Ehre quittiert Knight mit einer ironischen Antwort: "Das ist gut, denn wer kämpft schon für Baumwolle?". Szenen wie diese zählen zu den absoluten Stärken des Films, der mehr Wert auf Dialoge und Charakterszenen legt als Auf Actionszenen. Tatsächlich beschränken sich die Actionszenen auf wenige Minuten, wer also große Schlachten und Schießereien erwartet dürfte entsprechend enttäuscht sein.

Als bei einer neuerlichen Offensive der Konföderierten sein Neffe unglücklich ums Leben kommt beschließt Newton den Leichnam zurück in die Heimat zu bringen. Er desertiert und kehrt zu seiner Familie nach Jones County zurück, wo er jedoch bald feststellen muss, dass konföderierte Truppen der lokalen Bevölkerung immer mehr die Lebensgrundlage entzieht in denen sie Vieh, Lebensmittel und andere Wertgegenstände als Steuer einziehen, um damit den Krieg gegen den Norden zu finanzieren. Er hilft einer Familie sich dem zu Widersetzen und gerät als Deserteur dabei selbst ins Visier der Konföderierten. Newton findet schließlich Zuflucht in den Sümpfen von Mississippi wo er auf Moses Washington und andere geflüchtete ehemalige Sklaven trifft. Dort entziehen sie sich dem Zugriff durch die Konföderierten. Obwohl Deserteuren der Tod durch den Strang droht, entfliehen immer mehr Soldaten dem Elend und Grauen an der Front und finden in den Sümpfen Zuflucht, wo sich mittlerweile eine kleine Community und der Führung von Newton Knight gebildet hat. 




Die ehemaligen Soldaten der Südstaaten und die entlaufenen Sklaven beginnen ganz offen gegen die Konföderierten zu revoltieren. Sie überfallen konföderierte Convoys und helfen örtlichen Farmern sich den Steuereintreibern zu widersetzen, während sie dabei immer weitere Teile von Mississippi unter ihre Kontrolle bringen und schließlich den "Free State of Jones" ausrufen. 

Der Charakter des Newton Knight fungiert dabei stets als Motor des gesamten Films und Matthew McConaughey liefert dabei eine sehr feine Leistung ab, die leider nicht ganz die Anerkennung bekommen hat, die sie eigentlich verdiente. Generell hat der Film sowohl bei Publikum und Kritikern viel zu wenig Beachtung gefunden, dabei ist die gesellschaftspolitische Relevanz des Film heute aktueller denn je angesichts der Ereignisse in Charlottesville vor wenigen Wochen und den immer wieder aufkeimenden Rassenkonflikten in den Vereinigten Staaten. Und man muss sich dabei immer wieder in Erinnerung rufen das Newton Knight kein fiktionaler von Hollywood erfundener Charakter ist, sondern tatsächlich existierte. Ein Südstaatler, dessen Großvater selbst Sklaven besaß und sich nicht nur gegen die Konföderation wandte, sondern eine ehemalige Sklavin heiratete und sich auch nach Ende des Bürgerkriegs für die Rechte der Schwarzen einsetzte zu einer Zeit in der dies alles andere als selbstverständlich war ist ein durchaus interessanter Protagonist und eine Geschichte, die es verdient hat erzählt zu werden.



Knights Loyalität gilt dabei einzig und allein seiner Familie und seine Weltanschauung wonach jeder Mensch ein Mensch sei solange er nur aufrecht gehen könne ist zwar etwas sehr religiös motiviert, doch für die damalige in diesem Teil der USA regelrecht revolutionär. Vor allem wenn man bedenkt das auch im Norden  lange Zeit keine Mehrheit in der Bevölkerung für eine Abschaffung der Sklaverei war. Dem Film gelingt es dabei dies immer stets glaubwürdig und nachvollziehbar darzustellen nur in einigen wenigen Szenen schießt man dabei etwas über das Ziel hinaus. Ross findet dabei insgesamt ein gutes Pacing und Gleichgewicht und beweist ein Auge fürs Detail denn nicht jeder der Charaktere weist etwa ein strahlend, weißes Hollywoodlächeln auf. Generell wird Authentizität groß geschrieben und so werden immer wieder während des Film Originalbilder der damaligen Zeit eingeblendet, die allerdings etwas störend wirken. 

Die Hauptstory um Newton Knight wird dabei immer wieder durch einen anderen Storystrang unterbrochen, der 85 Jahre später in einem Gerichtssaal in Mississippi spielt. Hier muss sich Davis Knight, ein Urenkel von Newton Knight, vor dem Gericht dafür verantworten das er eine Weiße heiraten möchte. Er selbst gilt als Nachfahre von Newton Knight und der ehemaligen Sklavin Rachel, allerdings als zumindest ein Achtel Schwarz und verstößt somit gegen das in Mississippi geltende Rassengesetz. Auch diesen Fall hat es 1948 tatsächlich gegeben und er verdeutlicht das selbst Jahrzehnte nach Ende des Bürgerkriegs die Schwarzen sich immer noch mit zahlreichen Repressionen konfrontiert sahen. Während diese Geschichte durchaus interessant und passend ist, so störend ist deren Platzierung in Form von mehreren kurzen Szenen innerhalb der eigentlichen Haupthandlung. Die Szenen wären am Ende der Haupthandlung wohl wesentlich besser aufgehoben gewesen ohne dabei ihre Wirkung oder Bedeutung zu verlieren. 




Erfrischend anders ist auch die visuelle Gestaltung von "Free State of Jones". Der Film wirkt im Gegensatz zu anderen Bürgerkriegsdramen wie "Gettysburgh" oder "Glory" sehr organisch und hat einen natürlichen Look. Verantwortlich dafür zeichnet Benoit Delhomme, der diesen organischen Look bereits in "Lawless" erfolgreich inszenierte und in "Free State of Jones" weitgehend auf Tripods setzte, um die Kamerabewegungen auf ein Minimum zu reduzieren. Auch beim Licht setzte man hauptsächlich auf natürliche Lichtquellen wie Feuer oder Kerzen, um größtmögliche Authentizität zu gewährleisten. Und das hat sich durchaus ausgezahlt, denn "Free State of Jones" wirkt weniger wie ein Film als viel mehr wie eine Dokumentation und bringt dem Zuschauer damit diese historische Geschichte noch einmal ein Stückchen näher. 

Bewertung: 7/10







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