Heute hat mich mein Junior an eine alte Freundin erinnert. Vor einigen Jahren war sie mir als Mutter zweier Söhne zwei Schritte voraus, ich noch im Studium. Sie sagte damals zu mir: “Du glaubst doch nicht, dass in erster Linie ich meine Kinder erziehe. Die erziehen mich.” Allerspätestens seit heute weiß ich, was sie meint.
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“Papi, Warum Schnallst Du Dich nicht an?” Ich muss glucksend über mich selbst lachen, als mein zweieinhalb-jähriger Sohn mich heute fragend auf die Gurtpflicht auch und gerade bei Kürzest-Strecken im Auto hinweist. Bin doch ich es, der dem Süßen sonst immer groß und altklug erkläre – während ich Ihnen in die Gurte seines Kindersitzes zwänge – dass “man sich immer anschnallen muss um sich nicht ganz arg Aua zu machen. Unwillkürlich bin ich auch an die Szene erinnert, als ich neulich kurz Vor Dem Abendessen an den Kühlschrank schlendere um vorab ein Stück schwarze Schokolade zu naschen. Dabei ist eines gegenüber meinem mich dabei beobachtenden Sohnemann kristallklar besprochen: Kein Naschwerk Vor Dem Essen. Über den nur schwerlich zu erklärenden, privilegierten Genuss von Cola light, Bier oder Espresso wollen wir hier gar nicht reden.
Worauf ich hinaus will: Meine Freundin von damals hatte Recht: Wer es Ernst nimmt mit der Erziehung folgt konsequent seinen eigenen, pathetisch offiziell gemachten Gesetzen. Sonst macht man sich nicht nur lächerlich. Man setzt völlig falsche Zeichen. Erziehung ist immer vor-leben. Daher: Drum prüfe wer Dekrete verhängt – ob man sich dieselben nicht lieber schenkt. Ne, Spaß. Im Falle der Schokolade vor Dem Essen und vor allem betreffend das grundsätzliche Anschnallen ist man ohnehin gut beraten richtig zu handeln. Und das ist oft so, wie man es ohnehin von seinen Kindern verlangt. Viel Spaß bei der Selbstkritik.