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Gestalt der Sonderklasse in BsAs

OK. Another one in German Code for you...

Also, dieser Tage gibt es doch einiges zu berichten nur zu wenig Zeit um es wirklich hier festzuhalten. Ich gebe mein bestes um eine befriedigende Zusammenfassung zu schreiben. Erst einmal: Nein wir sind noch nicht in unser neues zu Hause eingezogen. Das stereotype argentinische Verhalten sich konstant zu verspäten, scheint sich auch auf versprochene Mietverträge zu beziehen. Dementsprechend haben wir leider noch nichts unterschreiben können und unser Clubhaus ist momentan noch ne Baustelle, die wir uns offiziell nicht einmal betreten dürfen um ein paar Abmessungen vorzunehmen.

Glücklichweise (!?) sind wir bei einem unserer Clubmitglieder untergekommen. Eine Gestalt für sich! Er, 24, voluminös (einfach gesagt fett), Brille, schmierige, zum Zopf zusammengebundene Haare, absoluter Rollenspiel-Nerd (das Haus ist zugebaut mit Miniaturburgen, handbemalten Zinkfigürchen, Schwertern und Morgensternen als Wandbehang) und obsessiver Taschenmessersammler hat sein eigenes Tour-Guide Unternehmen. Sein Job: Er führt Abenteuer Touristen in die abgelegenen Gebiete Argentiniens (sprich: Las Pampas) um zu jagen. Und zwar nach traditioneller Gaucho-Manier. Zur Erklärung: Gauchos sind hier sowas wie die Cowboys in Nordamerika. Stramme Männer die die rauhe Wildnis zähmen. Furchtlose Reiter wilder Stuten und kühne Jäger furchteinflößender Bestien deren Machotum ausreicht um eine ganze Armee von FeministInnen auf der Stelle in glühenden Wahnsinn zu treiben. Ausserdem dafür bekannt nicht genug Kohle auffer Täsch zu haben um sich ein Schiesseisen zu leisten. Was macht also so ein traditioneller Gaucho? Der jagt mit Messer! Genau das macht unser Freund auch: Er jagt Wildschweine (!) und Berglöwen mit Messer... Man muß sich also vorstellen: Ein leicht schmieriger, kurzsichtiger, hoffnungslos übergewichtiger Rollenspiel-Heino namens Francisco (aber er könnte ebensogut Roland oder Heinz Gieselmann heissen) der zudem auch noch bei Mami wohnt, lebt davon das er Jäger-Touristen in die Wildnis führt, wo er dann ein Wildschwein so lange provoziert bis es versucht ihn niederzurennen und ihm mit seinen zwei großen Hauern den Wanst aufzuschlitzen. Und dann? Na, hoffentlich Ausfallschritt und Stich! Denn so ein Wildschwein lässt sich auch zwei oder dreimal bitten wenns böse auf dich ist. Die wiegen oft über 80 Kilo! Bizarr sich bei unserem Freund allein das vorzustellen.

Aber gerade als wir dachten das es nicht mehr viel bizarrer werden könnte, lernten wir Franciscos „Freundin“ kennen. Wir hatten uns schon gewundert warum er a) eine hat und b) sie niemals mit ihm irgendwo auftaucht. Seinen eigenen Worten nach hält sie ihn an einer sehr kurzen Leine und darf Abends nicht alleine aus dem Haus. Eigentlich hätten hier schon sämtliche Alarmglocken bei uns klingeln müssen. Leider haben wir das Puzzle nicht so ganz in unseren Köpfen zusammenstecken können, da wir uns ja schließlich in einer uns fremden Kultur aufhalten und es ganz normal ist, dass man es heimlich treibt wenn man noch nicht miteinander verehegattet ist. Dazu gehört dann natürlich das volle Programm: privat angemietete Wohnung in der Innenstadt wo man sich dann nächtlichst treffen kann um tagsüber noch den gesellschaftskonventionellen Schein aufrecht zu erhalten. Man(n) lebt ja schließlich noch bei Mutti. Um also auf unsere Erscheinung der dritten Art zurückzukommen, ergab es sich eines Abends so dass wir zum Essen in der Innenstadt verabredet waren und gerade als wir uns zur Bushaltestelle aufmachen wollten, Francisco (frisch geduscht und parfümiert) ein Taxi bestellt hatte um zu seiner Liebsten in der Innenstadt zu fahren. Wir stiegen also mit ein und nachdem Marcie mehrmals hartnäckig und undezent nachgehakt hatte (sie macht das manchmal...) zückte er sein Telefon und rief Silvia an um nachzufragen ob es OK sei wenn sich diese beiden aufdringlichen Gringos kurz bei ihr vorstellen. War denn wohl auch OK. Als wir ankamen wurden wir von einer etwa 40-jährigen Dame in ihrer mit Rotlicht ausgeleuchteten 2-Zimmerwohnung empfangen. Das Gesicht erinnerte durch die Massen an Schminke an ein ausgetrocknetes Flussbett, das Lächeln war eine fast ständige Grimasse und die Brüste waren so prall mit Silicon ausgestopft, das ich mich aus Angst vor einer sehr realen Explosionsgefahr ständig von ihr abwenden musste. Man weiß ja nie wann man dem menschlichen Schrapnell denn plötzlich ausweichen muss... Die sonst so gesprächige Marcie war ebenso baff wie ich und konnte nur unter großer Selbstkontrolle die Contenance bewahren. Mit anderen Worten wir saßen nebeneinander auf der Couch und starrten mit großen Fragezeichen im Gesicht auf das ungleiche Pärchen: Der sichtlich bekümmerte aber doch leicht stolze Francisco und seine affektierte Silvia die offensichtlich eine leichte „Gesellschaftsdame“ war. Naja, „jedem nach seinem Geschmack“ dachten wir uns beide und verabschiedeten uns so dezent und flott es die Situation erlaubte nur um unten angekommen in unkontrolliertes Gelächter auszubrechen. Nicht sehr nett, ich weiß aber manchmal geht’s doch nicht anders. Argentinien, welch unüberbrückbare Weiten...

Zur Fairness sei hier gesagt, dass Francisco ein wirklich sehr netter und umgänglicher Zeitgenosse ist, der uns in vielerlei Hinsicht eine große Hilfe war und ist. Aber eine Gestalt der Sonderklasse ist er allemal!


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